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    Reinhard Mey - Musikanten sind in der Stadt

  2. 2

    Reinhard Mey - Susann

  3. 3

    Reinhard Mey - Die heiße Schlacht am kalten Buffet

  4. 4

    Reinhard Mey - Über den Wolken

  5. 5

    Reinhard Mey - Annabelle, ach Annabelle

  6. 6

    Reinhard Mey - Der Alte Bär Ist Tot Und Sein Käfig Leer

  7. 7

    Reinhard Mey - Zwei Hühner Auf Dem Weg Nach Vorgestern

  8. 8

    Reinhard Mey - Mädchen In Den Schänken

  9. 9

    Reinhard Mey - Ich Bin Aus Jenem Holze Geschnitzt

  10. 10

    Reinhard Mey - Wie Vor Jahr Und Tag

  11. 11

    Reinhard Mey - Bevor ich mit den Wölfen heule

  12. 12

    Reinhard Mey - Was Kann Schöner Sein Auf Erden Als Politiker Zu Werden

  13. 13

    Reinhard Mey - Mein Achtel Lorbeerblatt

  14. 14

    Reinhard Mey - Der Mörder ist immer der Gärtner

  15. 15

    Reinhard Mey - Die Zeit des Gauklers ist vorbei

  16. 16

    Reinhard Mey - Aus meinem Tagebuch

  17. 17

    Reinhard Mey - Wie Ein Baum, Den Man Fällt

  18. 18

    Reinhard Mey - Alles, Was Ich Habe

  19. 19

    Reinhard Mey - Schade, Daß Du Gehen Mußt

  20. 20

    Reinhard Mey - Es gibt keine Maikäfer

  21. 21

    Reinhard Mey - Herbstgewitter über Dächern

  22. 22

    Reinhard Mey - Ich bin Klempner von Beruf

  23. 23

    Reinhard Mey - Mon Testament

  24. 24

    Reinhard Mey - Mann aus Alemania

  25. 25

    Reinhard Mey - Gute Nacht, Freunde

Annabelle, ach Annabelle

Reinhard Mey

Annabelle, ach Annabelle,
Du bist so herrlich intellektuell,
Du bist so wunderbar negativ,
Und so erfrischend destruktiv.
Annabelle, ach Annabelle,
Du bist so herrlich unkonventionell,
Ich bitte dich, komm sei so gut,
Mach' meine heile Welt kaputt!

Früher war ich ahnungslos wie ein Huhn,
Doch sie erweitert mein Bewußtsein nun,
Und diese Bewußtseinserweiterung
Ist für mich die schönste Erheiterung.
Seit ich auf ihrem Bettvorleger schlief,
Da bin ich ungeheuer progressiv,
Ich übe den Fortschritt und das nicht faul:
Nehme zwei Schritt auf einmal und fall' aufs Maul.

Früher hab' ich oft ein eigenes Auto benutzt,
Hab' mir zweimal täglich die Zähne geputzt,
Hatte zwei bis drei Hosen und ein paar Mark in bar,
Ich erröte, wenn ich denk' was für ein Spießer ich war.
Seit ich Annabelle hab', sind die Schuhe unbesohlt,
Meine Kleidung hab' ich nicht mehr von der Reinigung geholt,
Und seit jenem Tag gehör' ich nicht mehr zur Norm:
Denn ich trage jetzt die Nonkonformisten-Uniform.

Früher, als ich noch ein Spießer war,
Ging ich gern ins Kino, in Konzerte sogar.
Doch mit diesem passiv-kulinarischen Genuß
Machte Annabelle kurzentschlossen Schluß.
Wenn wir heut' ausgehn', dann geschieht das allein,
Um gesellschaftspolitisch auf dem Laufenden zu sein.
Heut' bitt' ich, Annabelle, erhör' mein Fleh'n,
Laß uns zu einem Diskussionsabend geh'n!

Früher hab' ich manchen Tag und manche Nacht
Auf dem Fußballplatz und in der Kneipe zugebracht,
Mit Freunden geplaudert, meine Zeit verdöst,
Doch dann hat Annabelle mich von dem Übel erlöst.
Heut' sitz' ich vor ihr und hör' mit offenem Mund,
Wenn sie für mich doziert, Theorien aufstellt und
Ich wünsche, diese Stunden würden nie vergehen,
Ich könnt' ihr tagelang zuhör'n, ohne ein Wort zu verstehen.

Früher dachte ich korruptes Spießerschwein,
Wer das schaffen will, müßte fröhlich sein.
Doch jetzt weiß ich, im Gegenteil,
Im Pessimismus liegt das Heil!
Früher hab' ich nämlich gerne mal gelacht,
Doch auch hier hat sie mich weitergebracht.
Heut' weiß ich, die Lacherei war reaktionär,
Infolgedessen denk' ich nach und schreit' ernst einher.

Annabelle, ach Annabelle,
Du bist so herrlich intellektuell,
Zerstör' mir meine rosa Brille
Und meine Gartenzwergidylle!
Annabelle, ach Annabelle,
Du bist so herrlich unkonventionell,
Ich bitte dich, komm sei so gut,
Mach' meine heile Welt kaputt!

Früher saß ich gerne tagelang
Vorm Fernsehapparat und aß und trank
Und war ein zufriedener Konsument,
Doch im höchsten Grade dekadent.
Dann hat Annabelle mich vor nicht langer Zeit
Vom Konsumterror befreit.
Nur noch geist'ge Werte sind's, die ich begehr',
Und von nun an bleibt der Kühlschrank leer!

Früher war ich, wie das alles zeigt,
Einem billigen Vergnügen niemals abgeneigt.
Doch ab heute wird nicht mehr genossen,
Dafür diskutier'n wir beide unverdrossen.
Wenn ich zu Ihren Füßen lieg',
Dann üb' ich an mir Selbstkritik,
Und zum Zeichen ihrer Sympathie
Nennt sie mich „süßer Auswuchs kranker Bourgeoisie".
Annabelle, ach Annabelle,
Du bist so herrlich unkonventionell,
Du bist so herrlich emanzipiert
Und hast mich wie ein Meerschweinchen dressiert.
Annabelle, ach Annabelle,
Du bist so herrlich intellektuell,
Und zum Zeichen deiner Emanzipation
Beginnt bei dir der Bartwuchs schon.

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