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  4. 4

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  5. 5

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  6. 6

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  7. 7

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  8. 8

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  9. 9

    Reinhard Mey - Ich Bin Aus Jenem Holze Geschnitzt

  10. 10

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  11. 11

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  12. 12

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  13. 13

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  14. 14

    Reinhard Mey - Der Mörder ist immer der Gärtner

  15. 15

    Reinhard Mey - Die Zeit des Gauklers ist vorbei

  16. 16

    Reinhard Mey - Aus meinem Tagebuch

  17. 17

    Reinhard Mey - Wie Ein Baum, Den Man Fällt

  18. 18

    Reinhard Mey - Alles, Was Ich Habe

  19. 19

    Reinhard Mey - Schade, Daß Du Gehen Mußt

  20. 20

    Reinhard Mey - Es gibt keine Maikäfer

  21. 21

    Reinhard Mey - Herbstgewitter über Dächern

  22. 22

    Reinhard Mey - Ich bin Klempner von Beruf

  23. 23

    Reinhard Mey - Mon Testament

  24. 24

    Reinhard Mey - Mann aus Alemania

  25. 25

    Reinhard Mey - Gute Nacht, Freunde

Mann aus Alemania

Reinhard Mey

Als ich im vergang'nen Jahr
Bei den Pyramiden war,
Kurz behost im Wüstensand
In der Reisegruppe stand,
Auf dem Kopf zum Schutz vor Hitze
Eine grünbeschirmte Mütze,
Hab' ich, wie die andern hundert,
Auch den großen Bau bewundert
Und mich, kamerabehängt,
Auch auf ein Kamel gezwängt.
Dies trug mich geduldig stumm
Zweimal um die Sphinx herum.
Doch nach einer Viertelstunde
Wollt' ich eine dritte Runde,
Völlig seekrank schon vom Wandeln,
Doch im Orient mußt du handeln,
Oder du wirst unbedarft
Gleich als Ausländer entlarvt.
Also feilschte ich massiv,
Bis der Kameltreiber rief:
Guck mal, ach nee sieh' mal da:
Mann aus Alemania.

Irgendwas verriet mich ganz
Offensichtlich auf Distanz.
Also hab' ich eingeseh'n:
Hier muß man subtil vorgeh'n.
Um sich nicht zu unterscheiden
Hilft oft schon, sich zu verkleiden,
Einen Burnus zu gebrauchen
Und schon kann man untertauchen,
Gar mit einem Fez geziert
Wird man sofort akzeptiert.
Also kauft' ich kurzer Hand
Kopfbedeckung und Gewand.
Um noch wen'ger aufzufallen,
Trug ich einen Teppichballen
Und ich ließ mir dazu noch eben
Dolch und Wasserpfeife geben.
Unauffällig wie ich war,
Ging ich schnurstracks zum Basar.
Zögernd stand ich noch davor,
Da grölte schon der Händler Chor:
Guck mal, ach nee sieh' mal da:
Mann aus Alemania.

Dieser Fehlschlag nun verdroß
Mich doch sehr, und ich beschloß,
Dem Erkennungsphänomen
Ganz bis auf den Grund zu geh'n.
Um mich völlig zu entstellen,
Behäng' ich mich mit Eisbärfellen,
Einem Kimono voller Motten
Und dem Rock von einem Schotten,
Einen grauen Paletot
Und roch wie ein Eskimo.
So gelangt' ich unerkannt
Durch die Altstadt bis zum Strand,
Blieb dort eine Zeit lang stehen,
Um den Fischern zuzusehen.
Netze knüpfen, Boote teeren,
Die mußt' ich erst mal belehren,
Wie man so was richtig macht
Und hab' ihnen beigebracht,
Wie man rationell Angeln baut.
Da jubelten die Fischer laut:
Guck mal, ach nee sieh' mal da:
Mann aus Alemania.

Dann hab' ich's nochmal versucht
Und die Wüstentour gebucht.
Für zweihundert Mark in bar
Lieh man mir ein Dromedar.
Hab' das Wüstenschiff erklommen
Und bin vom Weg abgekommen,
Traf nicht mal mehr Amerikaner,
Nur noch eine Fata Morgana.
Stundenlang bin ich verwirrt
In der Wüste rumgeirrt,
Dann traf ich eine Person.
„Hallo", rief ich, „Wüstensohn!
Wo geht's denn hier zur Kantine,
Hör mal alter Beduine,
Bring mich mal rasch zur Oase,
Ich hab' meine Bierdurstphase.
Du bist doch hier eingebor'n:
Wo gibt's hier 'nen Pils und 'nen Korn?
Bißchen dalli, ist das klar",
Da schrie der Mann vor Schrecken starr:
Guck mal, ach nee sieh' mal da:
Mann aus Alemania.

Tags darauf trat ich alsdann
Schwer enttäuscht den Heimflug an.
So schloß mein Experiment:
Rätselhafter Orient.
Die Versuche, Land und Leute
Zu studier'n, war'n eine Pleite.
Trotz Verkleidung und trotz aller
Listen bin ich aufgefallen,
Überall sofort erkannt
Als ein Mann aus deutschem Land,
Ohne jemals zu versteh'n,
Wo dran die denn das bloß seh'n.
Erst in Frankfurt nach der Landung
Kam die wundersame Wandlung.
Als ich mein Gepäck abholte
Und der Zöllner wissen wollte,
Was ich anzumelden hab'
Und ich nicht gleich Antwort gab,
Sagte mir der Mann vom Zoll
Väterlich und mitleidsvoll:
„Du wohl Türke, nix Bla-Bla,
Neu in Alemania?!".

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